Ein Bibliolog mit 1200 Jugendlichen. Geht das?

Rainer Brandt im Interview mit der brasilianischen Bibliologtrainerin Adriane Dalferth Sossmeier aus Monte Alverne in Süd-Brasilien.

Adriane, du hattest in diesem Sommer die Chance, zusammen mit einem Team einen Bibliolog mit mehr als 1200 Jugendlichen durchzuführen. Wie kam es dazu, was war der Anlass? Welchen Text hast du für den Bibliolog gewählt? Wie habt ihr es möglich gemacht, dass die Jugendlichen antworten konnten?

Mit Freude und gleichzeitig mit einer „Gänsehaut im Bauch“ habe ich die Einladung der nationalen Koordination der Evangelischen Jugend unserer Kirche angenommen, einen Bibliolog mit mehr als 1200 jungen Menschen bei CONGRENAJE – dem Nationalen Kongress der Evangelischen Jugend – zu leiten, dem größten und repräsentativsten Raum für die Evangelische Jugend in der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB).
Es handelt sich um eine Veranstaltung zur Stärkung des Engagements junger Menschen für das Evangelium von Jesus Christus. Sie fand vom 16. bis 20. Juli 2023 in Domingos Martins, Espírito Santo, statt. Es fanden Treffen mit Vorträgen, Meditationen, Bibelstudien, Gottesdiensten, Workshops, interaktiven Zelten, Dynamik, Gemeinschaft und Zusammenleben zwischen jungen Menschen aus ganz Brasilien und anderen Ländern statt. Das Thema lautete „Was ist dein Wesen?“. Und am Nachmittag des 18. Juli war es die Erfahrung des biblischen Textes von Lukas 14,16b-23 durch BIBLIOLOG. Während der Vorbereitung wurde mir klar, dass dies möglich sein würde, aber nicht allein. Der erste Schritt bestand also darin, 19 Bibliologen und Bibliologinnen (Personen, die bereits den Grundkurs absolviert hatten und an der Veranstaltung teilnehmen würden) um Hilfe zu bitten. Wir bildeten mit ihnen eine WhatsApp-Gruppe, und das war sehr motivierend. Wir einigten uns darauf, uns am Abend vor dem Bibliolog zu treffen, um die Details durchzugehen und einen Teil des Bibeltextes aus Lk 14 zu erleben und gleichzeitig die Schritte von einem Bibliolog wieder anschauen. Wir schulten auch das ECHOING, führten einen Dialog über die Verwendung der Mikrofone, arbeiteten die Details aus, wo jeder Bibliologe stehen würde und die Aufteilung in Paare. Wir hatten viel Spass und Zeit beim gemeinsamen Spielen, Singen und Reden. Denn alle sollten sich besser kennenlernen. Das war sehr wichtig!
Am Tag des Bibliolog kamen wir früh an und machten uns mit dem Mikrofon vertraut. Jeder Bibliologe, jede Bibliologin bekam ein orangefarbenes T-Shirt mit dem Bibliolog-Logo und stellte sich dann paarweise unter die mehr als 1.200 Menschen. Jedes Paar hatte ein drahtloses Mikrofon und eine „große Papphand“ mit einer Nummer darauf. Die Leute, die sprechen wollten, blieben hinter dem nächstgelegenen Paar stehen, und während sie sich positionierten, konnten sie nach meinen Anweisungen sprechen (Ich stand auf der Bühne und hatte die Hilfe einer Bibliologin an meiner Seite) und übernahm von dort das ECHOING. Es gab sehr viele Meldungen, dieser Moment war unglaublich, die Stille und die Aufmerksamkeit aller Menschen war ergreifend!

Danke, Adriane, ich stelle mir vor, dass es gar nicht leicht ist, angesichts der vielen Jugendlichen gut zu beginnen. Vielleicht kannst Du uns einige Tipps dazu geben, was geholfen hat gut in den Bibliolog hineinzukommen?

Bevor ich anfing, beobachtete ich die Leute genau: da die Veranstaltung in einem riesigen Zelt stattfand, in einem offenen Raum, mit vielen Leuten, die am Rande herumliefen, auf ihre Handys
schauten, sich unterhielten, begann ich mit einer Einladung. Ich bat alle sich umzuschauen im Raum. Und, dass jede Person, die am Rande stand, von jemandem mit Freundlichkeit aufgesucht würde, um sie einzuladen. (Dies geschah schon im Blick auf den Bibeltext im Sinne der Annahme einer Einladung!). Dieser Moment war sehr wichtig, und er hat funktioniert. Niemand wurde am Rande stehen gelassen, ohne sich zu beteiligen, und dann machte ich einen Deal f
ür die volle Beteiligung. Ich fuhr mit großer Dynamik fort in der Vorstellung und Präsentation der anwesenden Bibliologen. Ich benutzte einen imaginären Ball. Ich sprach über die Bedeutung der Vorstellungskraft und darüber, dass wir sie zur Reflexion und für Entdeckungen in unserem Leben nutzen können. Es scheint, dass diese Anwärmung von den Leuten sehr gut aufgenommen wurde! Hier in Brasilien haben wir entdeckt, das die Aufwärmung mit einem Spiel sehr wichtig ist, um gut in den Bibliolog einzusteigen!

Adriane, wenn du zurückblickst auf den Bibliolog, was geht Dir noch besonders nach? Was berührt Dich besonders?

Zum Beispiel der Beitrag einer Jugendlichen war sehr beeindruckend: Sie sagte im Bibliolog: “Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal zu einem Abendessen eingeladen werde“. (Ich wusste, wie sehr sie unter Diskriminierung litt). Ja, diese Erfahrung von Bibliolog im Congrenaje wird lange in Erinnerung bleiben und hat dem Bibliolog in Brasilien sicherlich einen Schub gegeben! Was mich auch besonders berührt hat, war die Freude und Motivation der ganzen Gruppe von Bibliologen und Bibliologinnen, die mitgeholfen haben. Sie haben mich motiviert Gottes Mission durch Bibliolog hier in Brasilien fortzusetzen! Ich bin jeder Person, die geholfen hat, jeder Stimme und jedem Gedanken, dem Organisationsteam von Congrenaje/ IECLB für ihr Vertrauen sehr dankbar! Danke an das Internationale Bibliolog-Netzwerk für dieses Werkzeug, das den Kontakt mit dem Wort Gottes bereichert!

Hier weitere Eindrücke:

„Ein Bibliolog mit mehr als 1200 Personen … wird es funktionieren? Ja, so war es. Es war sehr gut organisiert, in einfacher und verständlicher Sprache. Es war sehr gut organisiert, in der Zusammen-arbeit mit einem hervorragenden Unterstützungsteam. Die Jugendlichen haben aufmerksam zugehört, den Vorschlag verstanden und sich intensiv beteiligt. Es hat die Erwartungen übertroffen!“ (Pfarrer Edson Pilz)

„Bibliolog brachte ein Gefühl des tiefen Eintauchens in den biblischen Text selbst. Man lernte, sich in die Figuren hineinzuversetzen. Es vermittelte ein Gefühl der Nähe zu den Ereignissen, die zur Zeit Jesu oder davor stattfanden. Es war eine sehr interessante Erfahrung, wenn man bedenkt, dass mehr als 1.200 junge Menschen aus ganz Brasilien teilnahmen. Es war ein Austausch von Ideen und Gedanken, der sehr spontan verlief. Wenn man an die nationale Jugend denkt, hat der Dialog, der innerhalb des biblischen Textes entstand, Beispiele aus verschiedenen Kulturen gebracht, die Bibliolog bereichert haben.“ (Der junge Rony)


„Es ist schwierig, die Emotionen, die wir während dieser Tage erlebt haben, in Worte zu fassen. Unter den vielen wertvollen Erfahrungen möchte ich die Entwicklung des Themas hervorheben, das den CONGRENAJE von Anfang bis Ende durchzog. Ich möchte den Bibliolog erwähnen, der mit der Beteiligung der gesamten Gruppe durchgeführt wurde, was ihn zum Bibliolog mit der größten Anzahl von Menschen in der Welt machte.“ (Pfarrer Scheila dos Santos Dreher).